Von der Magie, die Pferde wahrzunehmen
Im letzten Brief habe ich erwähnt, wie wichtig es ist, den Pferden zuzuhören und wie wir es schaffen, präsent zu sein, also im Jetzt zu sein.
Das ist das, was die Pferde in jedem Moment sind, und wenn sie spüren, dass wir in der gleichen Energie schwingen, können sie uns klar wahrnehmen.
Das können wir spüren, wenn es sich ganz einfach anfühlt, klingt das nicht wunderbar!
Ja, tut es, aber aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es nicht einfach ist, und von dem Weg möchte ich euch in diesem Brief erzählen:
Für mehr Leichtigkeit und Freude mit den Pferden und mit allen Lebewesen, mit denen ihr in Kontakt kommt, auch mit den Menschen.
Ja, wieso ist es manchmal so schwierig, mit den Pferden in Kontakt zu kommen, ohne dass wir diverse Hilfsmittel brauchen. Das liegt in unserem Glauben, etwas tun zu müssen, um die Aufmerksamkeit der Pferde zu gewinnen.
Und was uns auch oft im Wege ist, unser Ego. Das Ego will immer etwas erreichen, ein Ziel sehen, haben wir es erreicht, sind wir aber nur kurz zufrieden und schon haben wir das nächste im Kopf.
Und das ist das erste, das wir im Umgang mit den Pferden lernen dürfen, dass sie das nicht verstehen und dadurch oft unter Stress stehen, aber trotzdem immer gewillt sind unsere Ziele, Bedürfnisse zu erfüllen, auch dank dem, dass wir unsere Technik ( z.B. verschiedene Trensen, Zäume, Hilfszügel, oder spezielle Trainingsarten....) im Umgang mit den Pferden immer erweitern. Nur bringen wir damit die Pferde und uns immer weiter auseinander. Wenn wir aber einen vertrauensvollen Umgang mit den Pferden suchen, müssen wir zuerst bei uns anfangen.
Ja, das war für mich auch eine klare, Botschaft, die ich durch viele Situationen von den Pferden erhalten habe, manchmal auch sehr schmerzhafte. Aber ich bin auch froh, so habe ich gelernt, mich zu fragen, wieso die Pferde so reagieren und was sie mir mitteilen wollen. Das war ein langer, langer Weg bis dahin, wo ich die Pferde in ihrer Energie-Schwingung wahrnehme!
Nein, vom langen Weg werde ich hier nicht erzählen, vielleicht einmal in einem Buch, wenn die Zeit reif dazu ist. Das Leben gibt dir immer das, was für die Entwicklung deines Bewusstseins am nützlichsten ist!
Vertraue darauf, dass der gegenwärtige Moment alles enthält, was du brauchst. Wenn du in Harmonie mit dieser Wahrheit lebst, dann gibt es keinen Grund zur Eile und Sorge, alles entfaltet sich, wie es sein soll.
Einfachheit, diese Einfachheit können wir in den Pferden spüren, wenn wir sie wahrnehmen, wie sie sind und so akzeptieren ohne Widerstand.
So kommen wir in die gleiche Schwingung wie die Pferde und da können uns die Pferde spüren, und eine natürliche Kommunikation kann stattfinden auf der Basis von:
- Wer bewegt wen
- Wer gibt die Richtung an
- Wer gibt das Tempo an
Und wo stehst du zum Pferd und welche Emotionen, Energie, Schwingung strahlst du aus!
Da die Pferde die Schwingung aufnehmen können, und wir verstehen, dass jede Emotion eine Schwingung auslöst, auf die die Pferde reagieren, sind sie wie ein Spiegel für uns.
Z.B. Angst, Schuld, Scham, Unsicherheit, kein oder wenig Selbstwertgefühl, das sind Schwingungen, die die Pferde verunsichern, entweder reagieren sie übertrieben oder sie erstarren, je nach Wesen des Pferdes.
Wenn wir Freude, Liebe, Glücklichsein ausstrahlen und ein gutes Selbstwertgefühl haben, senden wir eine starke Schwingung aus, die die Pferde veranlassen, uns ganz wahrzunehmen. Das gibt ihnen Sicherheit und die Präsenz, die sie in einer Herde brauchen.
Was wir auch verstehen müssen, ist, dass die Pferde nur so viel Energie verbrauchen, wie nötig ist zum Leben, aber nicht mehr. Deshalb ist es gut, dieses natürliche Prinzip der Pferde zu verstehen und wahrzunehmen. Alles ist Bewegung = Energie
Wenn wir anfangen, die Pferde zu beobachten, können wir wahrnehmen, dass sie immer schwingen, auch wenn sie dösen oder für uns desinteressiert wirken. Das ist für die Pferde wichtig, da sie als Beutetiere plötzlich reagieren müssen. Auch wenn die Pferde sich in der Herde bewegen, sind das zuerst nur ganz feine Energiezeichen, die sie dem anderen Pferd schicken, dass es Platz machen soll. Erst wenn das andere Pferd nicht verstehen will, dass es weg soll, wird die Energiesprache deutlicher. Wenn wir dieses Prinzip der Herde verstehen und lernen, unsere eigene Energie wahrzunehmen, können wir einen spielerischen Dialog mit den Pferden führen: Von innen nach aussen, weil Emotionen, Energien in Bewegung sind und wenn wir den Pferden so offen und ehrlich begegnen, wird es einfach.
Diesen Weg zur Einfachheit möchte ich in den Stunden «Bewusstes Beziehungstraining mit Pferden» anbieten. In diesen Stunden erfahren Sie über das eigene Körperbewusstsein, wie Sie mit dem Pferd kommunizieren und spielerisch und ehrlich mit sich selbst sein können. Es geht um keine Technik oder bestimmte Trainingsform, sondern um Wahrnehmen, Beobachten, nach den natürlichen Herdenprinzipien der Pferde Kommunizieren. Dazu sind Ginger und Barbara gute Lehrerinnen, jede auf ihre Art.
Mit dieser wunderschönen Geschichte die wahr ist, schliesse ich diesen Brief.
Ich habe sie aus dem Buch von "Marlitt Wendt, Die Intelligenz der Pferde".
Vor etwa 100 Jahren glaubte Wilhelm von Osten, er habe seinem Pferd, dem klugenHans, das Zählen und Rechnen beigebracht. Dieses clevere Pferd konnte anscheinend auch Komplizierteste mathematische Rechnungen durchschauen und das Ergebnis durch Klopfen mit den Hufen wiedergeben. Leider stellte sich bei näherer Betrachtung heraus, dass dieses beeindruckende Pferd nicht etwa rechnen konnte, sondern dass es die Aufgaben nur dann richtig löste, wenn irgendeiner der umstehenden Menschen das Ergebnis auch kannte. Wie konnte das möglich sein? Nein, dieses Pferd hatte seine pferdetypischen erstaunliche Beobachtungsgabe genutzt, die durch einen Konditionierungsprozess und Futter als Belohnung angeregt worden ist.
Wie später erstelltes Filmmaterial mit extremen Nahaufnahmen und Zeitlupenversionen aufzeigte, konnte der kluge Hans die Nickbewegungen der in Gedanken mitzählenden Menschen deuten. Er klopft einfach so oft mit dem Huf, wie die Menschen nickten. Beeindruckend dabei ist, dass den Menschen dieses Kopfnicken weder bewusst noch Für andere sichtbar war, da es sich um eine winzige Bewegung von weniger als einem Millimeter, also buchstäblich nur um die vage Andeutung eines Nickens handelte. Der Besitzer des klugen Hans war so enttäuscht von den nicht vorhandenen Rechenkünsten seines Pferdes, dass er es wenig später verkauft.
Dabei hat er gar nicht den wahren Wert seiner Forschungsarbeit erkannt und auch nicht zu schätzen gewusst. Es zeigt doch eindrucksvoll, was man alles mit positiver Verstärkung und Belohnung einem Pferd beibringen kann, und es bewies ganz nebenbei, wie unglaublich empfindlich Pferde auf kaum wahrnehmbare Veränderungen in ihrer Umgebung achten. Sollten wir also einmal unser Pferd in seinem Verhalten nicht verstehen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sich eine wichtige Komponente aus Sicht des Pferdes verändert hat.
Im nächsten Brief werde ich noch genauer auf die Geschichte eingehen.



